
Wie erzählt man von der eigenen Mutter? Vor über hundert Jahren in Ostpreußen geboren, vor der Roten Armee geflohen, auf Umwegen im deutschen Westen angekommen und dort immer fremd geblieben. Fremd auch der eigenen Tochter. »Muttermale« ist der Roman einer Annäherung. Dagmar Leupold versucht Verlorenes wiederzugewinnen. Sie greift auf das zurück, was vom Leben der Mutter geblieben ist, Alltagsgegenstände, Fotos, Redewendungen: alles, was über die Zeit hinweg von der Mutter zu ihr spricht. Sie lauscht diesem Sprechen, um ihm Unausgesprochenes abzulauschen, und findet immer wieder Spuren eines Traumas.
»›Im Schlaf hast du deine Tochter womöglich sogar gerngehabt‹, schreibt Dagmar Leupold in ›Muttermale‹. Und schon dieser schlichte Satz gibt eine Ahnung von der Wucht ihres Romans. Was die Zeile noch nicht verrät: Wie ungemein reich an Bildern und Lebenswissen die Sprache der Autorin ist. Und so leuchtet Dagmar Leupold Themen, die wahrlich oft beschrieben wurden, völlig neu aus. Das Buch beweist: Große Literatur braucht kein neues Sujet.«
Die Jury
Die Jury 2025
2025 stellen sich erneut Andreas Platthaus (verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung), Cornelius Pollmer (Leiter des Leipziger Büros der ZEIT) und Marie Schoeß (Autorin und Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk) der Herausforderung, live auf der Bühen der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz über das beste Sachbuch und den besten Roman des Jahres zu diskutieren. Nach Andreas Platthaus 2023 und Cornelius Pollmer im vergangenen Jahr übernimmt diesmal Marie Schoeß den Vorsitz.